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Die Otto Group hat sich vor mehr als 5 Jahren dazu entschieden, die Kultur neu zugestalten. Hintergrund waren neu aufkommende Akteure aus den USA und China, die die Hanseaten in Europa zunehmend herausforderten. Die Kultur sollte sich mit Ansage ändern: Michael Otto als Shareholder rief den Vorstand auf, die Kultur, die OTTO seiner Zeit erfolgreich gemacht hat, grundlegend zu wandeln und dabei Ziele wie Agilität, Schnelligkeit und Empowerment von Mitarbeitern zu verfolgen.
Mittlerweile zum zweiten Mal rief das Kulturwandel-Kollektiv unter der Leitung von Tobias Krüger am 28.10.2020 zur "#CDX20 - Culture Development Experience" auf und hat einen ganzen Workshop-Tag mit diversen Angeboten gestaltet. OTTO geht mit dem Kulturthema extrem offen um und hat in der Vergangenheit sehr positive Resonanz aus verschiedenen Industriebereichen dafür bekommen. "Kulturwandel ist ein wahrer Exportschlager geworden", resümiert Alexander Birken, CEO der OTTO Group. Denn: Immer wieder werden die OTTOianer nach dem Rezept gefragt, welches es so nicht gibt. Das haben Alexander Birken und Tobias Krüger in ihrer Keynote auch sehr schnell und deutlich klar gemacht. Es gibt keinen Blueprint oder Rezept, welches sich auf andere Organisationen zu übertragen gibt. Es gibt nur diverse Learnings, die die beiden sehr authentisch und offen mit den knapp 150 Teilnehmenden geteilt haben.
Klar ist, dass moderne Unternehmen viel von Mitarbeitern abverlangen. Sie sollen agil, flexibel agieren und gleichzeitig Experten auf verschiedenen Bereichen sein, neue Arbeitswelten annehmen, Kollaboration leben - und das sogar möglichst digital. Alles ganz schön viel. Aber relevanter denn je: Denn jede Strategie verliert an Wirkung, wenn die Kultur sie nicht annimmt. Das hat bereits Peter Drucker von 40 Jahren mit seinem bekannten Zitat "Culture eats strategy for breakfast" deutlich gemacht. "Unsere Mitarbeitenden die wichtigste Ressource", hört man Unternehmen immer wieder sagen; und das stimmt: Egal wie sehr Technologien in den Vordergrund rücken. Die Menschen im Unternehmen machen den Unterschied, sind für den Erfolg und den aktiven Wandel verantwortlich.
Das sich eine neue Kultur nicht mit Ansage installieren und von Morgen an Leben lässt, ist klar. OTTO hat dafür Freiraum geschaffen und sogenannte Workstreams implementiert, beispielsweise zu den Themen "Customer Centricity", "People & Empowerment", "Speed", "Collaboration", "KPIs" und "Power of the Group". Diesen Workstreams wurde ein Pate zur Seite gestellt, der in erster Linie Geld geben und Hürdwen wegräumen sollte. Darüber hinaus wurden auch transparent kommuniziert. Neue Kultur heißt nicht automatisch, dass sich jeder Mitarbeiter damit wohl fühlt. Kulturwandel ist auch hart und es wird bestehendes verändert. Mitarbeitenden teilweise etwas weggenommen. Neue Arbeitswelten implementiert. Kulturwandel heißt Veränderung! Das sollte Akteuren klar sein. OTTO hat erfahren, dass die größten Verhinderer im Mittelmanagement sitzen ("werde ich noch gebraucht", "verliere ich Status", "bin ich und meine Einheit noch Relevant?") und diese entsprechend besondere Behandlung brauchen und mitgenommen werden. Die schwierige Sandwich-Position mit Druck und Erwartung von unten und oben, macht den Veränderungsprozess hier nicht leicht.
Das Kulturwandel ein langer, schmerzhafter und persönlicher Prozess ist, hat auch das Top-Management bei der OTTO Group schnell erkannt. Sich selber einzugestehen, dass man an sich arbeiten muss und bisherige Arbeitsweisen und Doktrin zu hinterfragen oder sogar ablegen muss, ist nicht leicht. Kultur ist der Mensch selbst, die Haltung und Prägung eines Individuum. Das lässt sich nicht "Knall auf Fall" umstoßen. Für diesen Veränderungsprozess muss man sich Zeit einräumen. Das gesamte OTTO-Management hat sich monatlich einen ganzen Tag zurückgezogen und im Workshopformat an der Kultur gearbeitet. "Wir haben gestritten wie die Kesselstricker", kommentierte Alexander Birken die harte Arbeit an sich selbst und dem Management-Team. Aber es hat sich gelohnt. "Wir arbeiten heute anders zusammen. Sind transparenter und schneller in Entscheidungen", sagt er. Außerdem hat dieser Arbeit in der Organisation etwas Entscheidendes ausgedrückt: Die Management-Attention ist vorhanden, was auch gerne mal im OTTO-Team mit den Worten "Scheiße, ihr meint es ja verdammt nochmal ernst mit dem Kulturwandel" kommentiert wurde. Und Ernsthaftigkeit ist neben Mut und Vertrauen ein entscheidener Baustein der Veränderung. "Kulturwandel darf keine Fake-Nummer sein. Die Organisation ist unglaublich intelligent und merkt schnell, wenn das nicht wirklich ernst gemeint ist", sagt Birken.
Und die Organisation honoriert diese Veränderung. Nach aktueller Mitarbeiterbefragung fühlen sich 86% aller Mitarbeitenden der OTTO Group wohl und sind glücklich. Und das resultiert in einer höheren Gesamtperformance der Organisation. Motivierte und fähige Mitarbeiter treffen mehr gute Entscheidungen und arbeiten besser und effizienter zusammen. Wobei das Messen des Erfolgs von Kutlurveränderung in der OTTO Group von Anfang an verboten wurde.
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